Schloss Hohenwehrda Jahrbuch 2021-2022

SCHULE

Klasse 10R interviewt Jörg Müller Schuljahr 2021/2022

Jörg Müller: Ich bin kein Freund von Hierarchien, wichtig sind gemeinsame Ziele. Guter Führungsstil sollte parti zipatorisch sein. Es bringt nichts, jemandem zu sagen, du machst das jetzt so, weil ich das will und ich dein Chef bin. Unsere Arbeit ist wunderbar sinnstiftend, jeder Mitarbeiter sollte wissen, wofür er arbeitet und was das gemeinsame Ziel ist – ganz gleich ob Lehrer, Reinigungs kräfte, Hausmeister oder Köche. Und Vorbild zu sein ist wichtig. Ich kann doch von meinen Mitarbeitern nicht ver langen, dass sie immer verfügbar sind, wenn ich selbst nur von neun bis vier arbeite. Also versuchen meine Frau und ich, mit gutem Beispiel voranzugehen. Nico: Was benötigen Kinder von außen in der Selbstfin dungsphase? Jörg Müller: Sie brauchen Verständnis, Zuwendung und auch klare Strukturen und Konsequenzen. Jörg Müller: Ja, sehr. Da wir mit euch zusammenleben, ist das schon wichtig; allerdings ist es für die Erwachsenen auch wichtig, eine gewisse professionelle Distanz zu wahren. Unsere Schüler müssen aber zu jeder Zeit spü ren können, dass alle Erwachsenen, die mit ihnen leben und arbeiten, wollen, dass sie glücklich und erfolgreich sind. Ohne eine funktionierende Beziehungsebene sind Lernprozesse eben kaum möglich. Frederik: Wie ist Ihre Meinung zum Thema Nachhaltig keit? Jörg Müller: Das ist ein zentrales Thema auf der Welt und eines der nächsten Themen auf unserer ToDo-Liste. Dazu gehört auch ganz zentral ein kritischer Blick auf die Ernährung: weniger Fleisch, mehr vegetarisches Essen, nicht zuletzt wegen des enorm großen CO2-Footprints bei der Fleischproduktion. Emmily: Ist Ihnen eine schülernahe Beziehung wichtig? Emmily/Haris: Ist Ihnen eine gute Fleischqualität beim In ternatsessen wichtig? Oder gibt es Ersatz für das Fleisch? Jörg Müller: Auf Schloss Hohenwehrda wird ganz sicher deutlich zu viel Fleisch gegessen. Außerdem ist die Qua lität des Fleisches zum Teil nicht immer so, wie sie sein sollte. Wir steigen da gerade in einen Prozess ein, der zu Verbesserungen in dem Bereich führen soll. Ein Ansatz dabei könnte sein, dass eine der beiden Hauptmahlzei ten jeden Tag vegetarisch ist. Haris: Es gibt immer wieder Nachfragen zur „kalten Platte“ am Abend. Was möchten Sie bei diesem Thema ändern? Jörg Müller: Die kalte Platte macht mich persönlich auch nicht besonders glücklich. Da sind unser Küchenchef Steffen Preuß und ich aber schon im Gespräch.

Paul: Haben Ihre Kinder eine staatliche Schule besucht oder gingen sie auf ein Internat? Jörg Müller: Unsere Kinder sind beide mehr oder weniger im Internat geboren und aufgewachsen, aber als meine Frau und ich bei einer Unternehmensberatung arbeiteten und in München wohnten, gingen unsere Kinder auf ein staatliches Gymnasium. Dort waren dann eben 31 Kinder in der Klasse. Als unser jüngerer Sohn verstanden hatte, wie es in der staatlichen Schule so läuft, hatte er schon vier Fünfen und musste die 8. Klasse wiederholen. Im nächsten Jahr wusste er dann, was zu tun war und kam gut klar. In der neunten Klasse wechselte er dann gemeinsam mit uns wieder ins Internat. Jörg Müller: Man muss Kinder und Jugendliche einerseits individuell betrachten und ihnen Freiraum zur Selbstfin dung lassen, gleichzeitig müssen sie aber lernen, als Teil einer Gemeinschaft zu leben und achtsam miteinander umzugehen. Dazu gehört auch die Erfahrung, dass Ge meinwohl vor Individualwohl geht. Auf jeden Fall sollten Alessandro: Wie sieht Ihre ideale Pädagogik aus?

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