Schloss Hohenwehrda Jahrbuch 2021-2022

SCHULE

neuesten Hits vor, damit ich wenigstens ein bisschen mit kriege, was die „Jugend von heute“ so hört. Allerdings ist sein Musikgeschmack insgesamt breit gefächert, sodass hier von Måneskin bis Frank Sinatra eigentlich alles läuft. Und was antworten Sie Menschen, die von sich sagen: „Ich kann aber nicht singen.“ Christina Rümann: Ich glaube, dass die meisten Men schen einfach gar nicht mehr gewohnt sind zu singen. In früheren Zeiten wurde noch viel regelmäßiger in Schule und Gottesdienst gesungen. Die Ohren und Stimmbän der waren also trainierter. Heute singen die Kinder oft nur noch zu Playbacks oder Radioaufnahmen in viel zu tiefen Lagen, die hohe Lage (Kopfstimme) wird oft gar nicht genutzt. Das finde ich sehr bedauerlich. Wenn man sich unsicher ist, empfehle ich zum Einsteigen beim Singen von daher immer einen Chor, damit man sich an anderen Stimmen orientieren kann. Das klappt meistens gut, und mit der Zeit wird man dann so sicher, dass man auch mal solistisch etwas schafft. Ich habe bisher nur sehr wenige SängerInnen erlebt, die tatsächlich gar keinen Ton nachsingen können. Interview mit unserer Musikdirektorin Christina Rümann Schuljahr 2021/2022

Bitte eine spontane Antwort: Sie stehen auf dem Dom platz in Fulda und dürften wählen: Mit welchem Stück, egal welcher Gattung, überraschen Sie die Gäste? Christina Rümann: Bei einer Operngala singe ich dann sehr gerne die Arie „Glitter and be gay“ aus „Candide“ von Leonard Bernstein. Im Bereich Konzert gibt es ein tol les Konzert für Koloratursopran und Orchester von Glière. Steinbruch, Flughafen und Motorrad sind abgehakt - wo und für wen möchten Sie noch singen – nennen Sie uns bitte Ihren geheimen Wunsch? Christina Rümann: Schon im Studium habe ich davon geträumt, irgendwann einmal die Violetta aus Verdis „La Traviata“ zu singen. Die Arie habe ich schon mit Or chester gemacht, aber die ganze Partie wäre ein Traum. Letztendlich ist es für eine Sängerin wichtig, überhaupt auftreten zu können. Der Ort ist dabei sekundär. Sie arbeiten heute als Musiklehrerin auf Schloss Ho henwehrda – hilft Ihnen bei der pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen Ihre Popularität, Ihre Erfahrung auf der Bühne? Christina Rümann: Zunächst einmal hoffe ich sehr, dass ich die Schülerinnen und Schüler mit meiner Opernver gangenheit nicht allzu sehr verschrecke. Wer mich heute erlebt, kann wahrscheinlich nicht glauben, dass ich früher total schüchtern und mündlich im Unterricht mehr als zu rückhaltend war. Erst das Singen (zunächst im Schulchor und später dann solistisch) hat mir das Selbstbewusstsein verschafft, mich vor eine Gruppe stellen zu können. Der Sängerberuf ist im Übrigen verbunden mit einer ständigen Kritik. Für jede Rolle muss man sich neu bei Vorsingen präsentieren, die Regisseure und musikalischen Leiter sind es gewohnt, ihren Willen zu bekommen. Von daher bin ich auf die - hoffentlich konstruktive - Kritik meiner SchülerInnen einigermaßen vorbereitet. Außerdem ist man nie fertig mit dem Ende der Berufsausbildung, sondern lernt täglich mit neuen Situationen umzugehen. Auch die stimmliche Weiterbildung hört nie auf. Die meis ten SängerInnen gehen noch bis zum Ende ihrer Karriere weiter zum Gesangsunterricht. Ich wünsche mir sehr, dass ich die Freude, die ich beim Musizieren und Musikhören empfinde, auch meinen SchülerInnen vermitteln kann. Christina Rümann: Tatsächlich höre ich auf meinen Fahr ten nach Hohenwehrda im Autoradio eher Nachrichten als Musik. Und Ihr Sohn Paul, im besten Teenageralter? Oder anders gefragt: Was passiert im Hause Rümann, wenn Heavy Metall durch die Wände dröhnt? Welche Musik hört Christina Rümann privat?

Christina Rümann: Mein Sohn spielt mir regelmäßig die

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